Die Geschichte der Pader
Die Geschichte der Pader als Symbol für die Entwicklung europäischer Flusslandschaften
Die Geschichte der Pader ist ein Spiegelbild gesellschaftlicher Prozesse und steht symbolisch für die Entwicklung europäischer Flusslandschaften. Die heute urbane Flusslandschaft Pader ist das Ergebnis menschlicher Eingriffe in die Natur und symbolisiert die Bewältigung des Spannungsverhältnisses im kulturellen Raum. Angetrieben durch technischen Fortschritt und Wachstum veränderten sich die Ansprüche an den Stadtfluss.
Die intensiven Schüttungen der Paderquellen ermöglichten es bereits der mittelalterlichen Stadtwirtschaft, dass nur wenige Meter hinter den Quellbecken die Wasserkraft für diverse Mühlen und Hebewerke, sogenannte „Wasserkünste“, genutzt werden konnte. Doch war der Wasserreichtum nicht gleichmäßig über die Stadt verteilt. Ab 1630 verfügte Paderborn über gleich drei moderne Trinkwasserhebewerke („Wasserkünste“) – eine räumliche Konzentration im Stadtkern, die im frühen europäischen Vergleich besonders war.
Mit Hilfe europäischer Ingenieurskunst, aus der Antike wiederentdeckt und weiterentwickelt, ließ sich das Wasser der Pader somit bis in die Haushalte der Bürger*innen und in die Wirtschaftsgebäude der Klöster bringen - nicht zuletzt, um daraus das in ganz Nordeuropa beliebte Paderborner Bier zu brauen. Wissenschaftliche Erfahrungen aus Experimenten, die vor allem die Paderborner Jesuitenuniversität mit pneumatischen Druck- und Saugpumpen machte, fanden über Rom ihren Weg in die europäische Gelehrtenrepublik des 17. Jahrhunderts.
Mit der Industrialisierung und einhergehender dichter Bebauungen wurde der Naturraum der Pader eingeengt. Abwässer trübten gegen Ende des 19.Jahrhunderts das einst klare Quellwasser. Gesamteuropäische Seuchenzüge der Cholera und des Typhus infizierten auch den urbanen Wasserkreislauf Paderborns. Erst eine technische Innovation der Firma Siemens & Halske konnte Abhilfe schaffen. Erstmals 1902 in Paderborn im praktischen Betrieb angewendet, entkeimte Ozon (aktiver Sauerstoff) das aus der Pader gewonnene Trinkwasser.
Dieses Verfahren galt als internationale Sensation in einer Zeit, in der noch bis in die 1930er Jahre hinein in zahlreichen europäischen Großstädten tödliche Epidemien grassierten. Delegationen und Anfragen von Trinkwasserspezialisten aus ganz Europa (u.a. Russland, Frankreich, Rumänien, Italien, Spanien) fanden ihren Weg an die Pader, um das avantgardistische Ozonierungsverfahren zu studieren und für ihre Heimatstädte zu übernehmen.
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